Buchbesprechung: The devil lies in the detail: Lustiges und Lehrreiches über unsere Lieblingsfremdsprache
Else Gellinek
- März 17, 2017
- 3 min read
- Lesetipps
Bekannt aus der Spiegel-Kolumne „Fluent English“
Werden die Tage etwas länger, sehnt sich der Geist nach leichterer Lektüre. Diese Woche habe ich Peter Littgers Buch im Gepäck, worin er mit sanftem Humor typische deutsche Schnitzer im Englischen auf die Schippe nimmt. Wie der schöne Stempel auf dem Cover bescheinigt gibt es ein ziemlich deutsches Englisch – eben „English made in Germany“.
Warum sollten Sie dieses Buch lesen?
Haben Sie spontan genervt die Augen verdreht und sich gefragt, warum man ein Buch lesen sollte, das sich über die Fehler von Fremdsprachenlernern lustig macht? Klicken Sie sich noch nicht weg!
Fremdsprachen zu erlernen ist eine beachtliche Leistung, die viel zu wenig Würdigung erfährt. Fremdsprachenlernende müssen sich das, was sie in ihrer Muttersprache ohne Anleitung und implizit erworben haben, für die Fremdsprache bewusst vor Augen führen und dann neu für eine andere Sprache verinnerlichen. Dass die deutsche Muttersprache ab und zu hervorblitzt, ist kaum vermeidbar. Typische Denglisch-Fehler entstehen da, wo sich die Strukturen des Englischen und des Deutschen so nahe kommen, dass deutsche Muttersprachler*innen von ihrem Sprachgefühl auf eine falsche Fährte gelockt werden. Die vermeintlich richtige englische Formulierung ist dem deutschen Ohr vertraut und fühlt sich darum korrekt an. Es ist nur schade, dass Menschen mit englischer Muttersprache nicht dieses intuitive Wiedererkennen mit denglischen Konstruktionen feiern können.
Typisch deutsche Fehler sind genau das: typisch für die Verbindung von Deutsch und Englisch. Dieses Buch gibt Ihnen also die Gelegenheit, interessiert und mit etwas Abstand zu betrachten, wie Ihre Muttersprache arbeitet und Ihr Gehirn dazu verführt, im Zweifel die bekannten Regeln aus der Erstsprache zu verwenden.
Worum geht es in diesem Buch?
Das Buch ist eine Anekdotensammlung, die sich schnell und unterhaltsam liest, ohne zu viel Theorie einfließen zu lassen. Peter Littger berichtet von seinen alltäglichen Beobachtungen, klärt auf, wo Deutsche in die Irre laufen, und bietet dann Alternativen an, die Klarheit in die Verwirrung bringen. Jedes Kapitel ist einem Thema gewidmet und enthält oft noch eine hilfreiche Liste für diejenigen, die nachher schnell nachschlagen möchten. Eine wissenschaftliche Abhandlung brauchen Sie hier nicht zu befürchten und auch keine systematische Besprechung typischer Fehlerquellen. Die Kapitel sind thematisch bunt durcheinander gewürfelt, was die Lektüre abwechslungsreich macht.
Eine Stichprobe der Kapitel:
- Amerikanisches Hüsteln: Im Kino
- Der deutsche Spleen: Scheinanglizismen
- In der Kürze liegt mehr Würze: Substantive (mit Liste)
- Hoch danebengestochen: Fremdwörter
- OMG – ich finde das Klo nicht: Abkürzungen (mit Liste)
- Im Vintage liegt die Wahrheit: Alte Wörter, neue Schätze
Wussten Sie zum Beispiel, dass „über“ in der englischen Marketingsprache angesagt ist? Allen voran kennt man den Fahrdienst Uber, aber Produkte können „uber-efficient“ oder „uber-stylish“ sein. Oder wussten Sie, dass Meister Proper in englischsprachigen Ländern „Mr. Clean“ heißt? Wussten Sie auch , dass das Buch eine Liste von 77 englischen Abkürzungen und Akronymen enthält? Aber vielleicht können Sie „YABA“* ja schon problemlos auflösen?
Wie Sie sehen, kommt Peter Littger hier vom Hölzken aufs Stöcksken und das ist gerade die Stärke dieses Buchs. Bücher über Sprache müssen keine trockene, zähe Qual für Leser*innen sein. Hier finden Sie eine Sammlung lustiger Geschichten über Deutsche im In- und Ausland und über sprachliche Eigenheiten der Brit*innen – und lernen nebenbei noch ein bisschen Englisch. Es gibt also reichlich Gründe, sich dieses Buch auf den Nachttisch zu legen!
*YABA = yet another bloody acronym