Mehrsprachige Social-Media-Kanäle – wo fängt man an?
Else Gellinek
- Januar 13, 2017
- 6 min read
- Mit Übersetzer*innen arbeiten
Social Media mehrsprachig gestalten: wichtige Ausgangsfragen
Gerade Social-Media-Plattformen bieten B2C-Unternehmen inzwischen Möglichkeiten, mit Kunden in der ganzen Welt in Kontakt zu bleiben. Doch mit Beiträgen auf Deutsch kann man schwer außerhalb der Landesgrenzen ein globales Publikum erreichen. Da liegt es doch näher, die Weltsprache Englisch zu wählen.
Bevor Sie sich voller Begeisterung auf Facebook und Co. stürzen, können Sie Energie und Zeit sparen, wenn Sie die folgenden Fragen rechtzeitig bedenken:
Mehrsprachige Contentstrategie und -planung
Wer ist die Zielgruppe? Ähnelt sie der bestehenden deutschsprachigen Zielgruppe?
Ist das nicht der Fall, müssen Sie eventuell Ihre Contentstrategie neu ausrichten oder anpassen. Sprechen Ihre gewohnten deutschen Inhalte die neue Zielgruppe nicht an, lohnt sich die Übersetzung ins Englische nicht.
Auch müssen Sie zwingend überlegen, mit welcher Zielsetzung Sie mehr- oder englischsprachig in den sozialen Medien aktiv werden wollen. Wollen Sie ganz neue Kundenschichten erreichen oder bestehenden Kunden eine bessere Möglichkeit bieten, mit Ihnen in Kontakt zu bleiben?
Sollen Inhalte parallel auf Deutsch und auf Englisch geschrieben werden?
Die Bandbreite an möglichen Varianten ist groß.
Sie könnten Ihre bisherige Sprache Deutsch komplett für Social-Media-Plattformen auf Englisch umstellen und mit einer globalen Contentstrategie alle Follower ansprechen. Wollen Sie nur auf Englisch kommunizieren, dann wäre es eine Überlegung wert, ob Sie Inhalte direkt auf Englisch erstellen (lassen).
Nicht alle Social-Media-Kanäle finden in Deutschland den gleichen Anklang wie in anderen Ländern. Vielleicht möchten Sie mit einem englischsprachigen Auftritt auf einer Plattform wie Snapchat starten. Dabei könnten Sie auf deutsche Beiträge verzichten.
Sie müssen überlegen, welche Sprache unter Ihren Followern vorherrscht, und sich danach richten. Mischlösungen sind auch denkbar. Vergessen Sie auch nicht, dass Videos und eventuell Tonaufnahmen zu den möglichen Formaten gehören!
Soll für jede Sprache ein eigener Account eröffnet werden?
Das mag wie eine eher technische Frage klingen, hat aber durchaus Auswirkungen auf Ihr Vorgehen. Wenn Sie beispielsweise eigene Facebook-Seiten für Ihre deutschen und internationalen Kunden anlegen, haben Sie viel mehr Spielraum in Bezug auf Inhalte und Design für die individuellen Zielgruppen, als wenn Sie alles gesammelt über eine globale Seite abwickeln. Der Haken an dieser Lösung ist, dass je mehr Profile und Seiten Sie anlegen, desto mehr Aufwand haben Sie, diese mit aktuellen Inhalten zu bestücken und zu begleiten.
Wenn Sie hingegen über einen Account mehrere Sprachen bedienen möchten, bedenken Sie, dass deutsche Beiträge Ihre englischsprachige Zielgruppe nicht unbedingt interessieren. Entweder müssen Sie in Kauf nehmen, dass in Ihrem Feed Inhalte veröffentlicht werden, die nur ein Teil der Leser verstehen können, oder Sie müssen mit technischem Aufwand sicherstellen, dass Beiträge nur für bestimmte Leser in der passenden Sprache angezeigt werden (was nicht auf allen Kanälen möglich ist). Dadurch wird ein Account ganz schnell für Sie unübersichtlich.
Mehrsprachige Content-Erstellung
Wer ist für die englischen Beiträge zuständig?
Egal in welcher Sprache Inhalte entstehen, die Frage, wer dafür zuständig ist, ist eine grundsätzliche Angelegenheit. Sollen Inhalte intern erstellt werden oder beauftragen Sie externe Texter? Je nachdem wie Sie international aufgestellt sind, haben Sie vielleicht bereits Mitarbeiter, die diese Aufgabe übernehmen können.
Texter können auch fremdsprachige Social-Media-Auftritte bedienen. Sie können lokale Texter im Land Ihrer Zielgruppe beauftragen oder Übersetzer mit spezieller Social-Media und Copywriting-Erfahrung aufsuchen. Lokale Texter haben den Vorteil, näher an Ihrer Zielgruppe zu sein. Diese Nähe bedeutet allerdings auch, dass sie weiter von Ihnen und den Feinheiten Ihrer Marke entfernt sind.
Ob Sie nun lokale Texter oder Übersetzer aufsuchen, Sie müssen alle externen Dienstleister mit den nötigen internen Vorgaben und Informationen versorgen, damit sie Ihre Inhalte passend erstellen können. Das gilt auch, wenn Sie Ihren gesamten Social-Media-Auftritt einer Agentur anvertrauen.
Sollen Beiträge direkt auf Englisch entstehen oder lieber auf Deutsch erstellt und dann übersetzt werden?
Möchten Sie die Inhalte stärker beeinflussen, können Sie überlegen, ob Sie einem Übersetzer direkt englische Entwürfe von Postings geben. Der Übersetzer überarbeitet sie, damit sie für Ihre Zielgruppe gefällig und attraktiv formuliert sind. Das kann allerdings für Sie zeitaufwendig sein, wenn jemand mit mangelnden Englischkenntnissen für die Erstellung der Inhalte zuständig ist und sie mühselig formulieren muss.
Alternativ können Sie deutsche Beiträge erstellen (lassen), die Sie in einem zweiten Schritt übersetzen bzw. adaptieren lassen.
Egal für welchen Weg Sie sich entscheiden, der intensive Dialog zwischen Ihnen und Ihren Experten für Englisch ist essentiell.
Wer antwortet den Followern auf Englisch?
Der Reiz und die Herausforderung zugleich in den neuen Netzwerken sind, dass Unternehmen ganz unmittelbar mit ihren Kunden sprechen können. Idealerweise schaffen Sie es, mit Ihren Inhalten einen Dialog mit Ihrer Zielgruppe anzustoßen. Aber wer ist dafür zuständig, mit den Menschen im Gespräch zu bleiben? Dank der Geschwindigkeit, mit der Gespräche in sozialen Medien stattfinden, ist niemand mehr bereit, mehrere Tage auf eine Antwort zu warten – das ist inzwischen schon kaum bei E-Mails der Fall. Antworten werden sowieso auf jeden Fall erwartet! Schweigen ist also keine Option.
Bedenken Sie, dass soziale Medien Ihren Kunden ein Sprachrohr verleihen und zunehmend als Ort für Reklamationen genutzt werden. Gerade da wollen Sie schnell und souverän in allen Sprachen reagieren können.
Haben Sie jemanden im Unternehmen, der die diversen Kanäle im Blick hat? Diese Person muss entweder selber schnell auf Englisch antworten oder ohne Verzug mit Ihrem Übersetzer in Kontakt treten und die Antwort abstimmen. Herbei ist es ratsam, dass Sie nicht mit stets wechselnden Übersetzern arbeiten, die immer neu an die Materie herangeführt werden müssen.
Eine Pauschallösung gibt es nicht
Der Rahmen für Ihre Vorgehensweise bestimmt sich aus Ihren Antworten auf diese Fragen und den Ressourcen, die Sie einsetzen möchten. Auf jeden Fall lohnt es sich regelmäßig zu überprüfen, ob Sie den richtigen Weg gewählt haben oder nachjustieren möchten. Ich helfe Ihnen gerne dabei.