Warum der Schnellste beim Übersetzen nicht gewinnt
Else Gellinek
- Januar 15, 2016
- 2 min read
- Mit Übersetzer*innen arbeiten
Manchmal klingelt das Telefon und eine dynamische Stimme bittet um eine schnelle Übersetzung einer Broschüre oder eines Newsletters, die ich doch bitte eben dazwischenschieben möchte. Oder ich erhalte einen Text per E-Mail mit der knappen Anweisung, möglichst schnell eine Übersetzung anzufertigen. Die Verwunderung ist groß, wenn ich mental die Pause-Taste drücke und vom Kunden weitere Informationen erhalten möchte.
In den seltensten Fällen werden Sie mit Übersetzungen, die Ihnen unbekannte Übersetzer(innen) zwischen Tür und Angel anfertigen, glänzen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Sie zum Beispiel an Ihrem sorgfältig geplanten Messestand englische Produktbroschüren verteilen möchten, die als Erstes durch unübliche Fachbegriffe und Flüchtigkeitsfehler auffallen. Sie hätten eine bessere Verwendung für das Geld finden können, das Sie das Layouten und Drucken der hastig angefertigten Übersetzung gekostet hat.
Werden Ihre Texte eben schnell geschrieben?
Ist Ihre Antwort ein empörtes „Nein“, dann wollen Sie, dass ich bei der Übersetzung ähnliche Vorsicht walten lasse wie Sie es beim Verfassen der deutschen Texte getan haben. Ihre deutschen Texte schreiben Sie mit einem Ziel vor Augen. Diese Zielsetzung und Ihre Gedanken dazu muss ich auch kennen, um nutzenorientiert übersetzen zu können. Übersetzungen ohne Sinn und Verstand erstellen zu lassen heißt, dass man Übersetzungskosten hat, aber keine Übersetzungsinvestitionen tätigt. Die wenigsten nicht deutschsprachigen Kunden werden sich durch die bloße Existenz einer (Eins-zu-eins-)Übersetzung überzeugt fühlen – der Inhalt muss sie überzeugen.
(Bejahen Sie meine Frage, dann stellen Sie an die Übersetzung Ihrer Texte sicherlich ebenfalls keine hohen Ansprüche.)
Text- und zielgruppenrelevante Fragen
Als Sie Ihre Texte schrieben oder schreiben ließen, haben Sie sich sicherlich vorher Gedanken zu folgenden Aspekten gemacht:
Wen will ich erreichen? Wer ist meine Zielgruppe?
Alter, Geschlecht, Beruf, Ort
Was will ich mit diesem Text erreichen?
potenzielle Kunden gewinnen
neue Kunden auf mich bzw. mein Angebot aufmerksam machen
neue Abonnenten für einen Newsletter gewinnen
Interessenten zu einer Veranstaltung einladen
über Neuigkeiten im Unternehmen oder im Angebot informieren
Auf welchem Wege soll die Zielgruppe erreicht werden?
digital: Website, Newsletter, E-Mail
print: Brief, Zeitschrift, Broschüre, Katalog
Die Antworten, die Sie für Ihre deutsche Zielgruppe gefunden haben, haben die Gestaltung des Textes geprägt. Für die Übersetzung müssen wir für einige Fragen neuen Antworten finden, die wiederum bestimmen, wie die Übersetzung gelingt.
Bei Übersetzungen bestimmt ganz klar der Weg, wie Sie das Ziel erreichen.