Wie berechnet sich ein Liefertermin?
Else Gellinek
- September 15, 2015
- 3 min read
- Mit Übersetzer*innen arbeiten
Vielleicht kennen Sie die Situation: Übersetzungen müssen häufig so schnell wie möglich erledigt werden und Sie als Kunde wollen möglichst sofort erfahren, zu welchem Zeitpunkt Sie mit der Übersetzung rechnen können. Verbindliche Liefertermine lassen sich jedoch nur schwer bestimmen, wenn der konkret zu übersetzende Text noch nicht vorliegt.
Das liegt daran, dass viele Faktoren die Bearbeitungszeit einer Übersetzung bestimmen.
Übersetzerseitige Faktoren
- Übersetzungsgeschwindigkeit: Erfahrene Übersetzer und Übersetzerinnen können in ihren Fachgebieten circa 2.000 bis 3.000 Wörter pro Arbeitstag übersetzen (circa 8 bis 10 „normale“ Seiten in Word). Ein Richtwert, an dem Sie sich orientieren können. Abweichungen gibt es immer, jedoch stoßen alle Übersetzer(innen) ab einer gewissen Textmenge pro Tag an ihre Grenzen. Selbstverständlich schmälern rechercheintensive Texte oder Kreativübersetzungen das tägliche Arbeitspensum.
- Start der Übersetzung: Ist der Übersetzer oder die Übersetzerin vielleicht schon weit im Voraus ausgebucht, verschieben sich anvisierte Liefertermine entsprechend.
- Verfügbarkeit eines Korrekturlesers: Soll nach dem Vieraugenprinzip gearbeitet werden, holt der Übersetzer bzw. die Übersetzerin einen Korrekturleser oder eine Korrekturleserin ins Boot. Kurze Texte sind sicherlich zeitnah zu korrigieren. Bei längeren Texten ist manchmal ein Planungsvorlauf nötig.
Kunden- bzw. textseitige Faktoren
- Textformat: Sie legen im günstigen Fall ihre Texte als Word-Datei oder im ungünstigen Fall als schlecht leserlich eingescanntes Dokument vor. Ein sorgfältig vorbereiteter Text ist von Vorteil. Je weniger Zeit das rein äußerliche Bearbeiten und Formatieren beansprucht, desto schneller kann der Übersetzer bzw. die Übersetzerin sich auf das Wesentliche konzentrieren – auf die Übersetzung.
- Textlänge: Kein zentraler, aber durchaus ein grundlegender Aspekt. Ein Text mit 50 Seiten ist meistens zeitintensiver als eine 20-seitige Übersetzung. Einen Slogan punktgenau zu übersetzen, kann jedoch einige Tage in Anspruch nehmen (s. nächster Punkt).
- Zweck des Textes: Kreative Übersetzungen erfordern Ideen, die reifen müssen – sie brauchen Zeit. Eine Überschrift oder ein Slogan ist eben mehr als „nur ein paar Worte“ – dahinter steckt die ganze Marketingaussage.
- Fachsprachliche Faktoren: Eine gute Recherche kostet Zeit. Eine kurze Produktliste auf einer Website ins Englische zu übertragen, kann mehr Zeit beanspruchen als ein zweiseitiger Text. Denn hier sind einzelne Fachbegriffe gefragt – häufig ohne Kontext oder Hintergrundwissen auf Seiten des Übersetzers.
- Qualität des zu übersetzenden Textes: Ist alles eindeutig, verständlich und fehlerfrei, geht die Übersetzung leichter von der Hand. Bei Unklarheiten hilft es ungemein, wenn die Verfasser für eventuell auftretende Fragen zur Verfügung stehen.
- Zusätzliche Dienstleistungen: Beispielsweise das Lektorat des Ausgangstextes, Erstellen eines Glossars oder einer Terminologieliste, Layoutanpassungen oder eine Druckfahnenkorrektur. Die Anzahl der zusätzlich gewünschten Dienstleistungen verlängert die Lieferfrist.
Ein Zusatzpunkt:
- Verzögerungen: Stellen Sie den Text nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zur Verfügung, kann mit der Übersetzung erst später begonnen werden. Folglich müssen Sie sich dann manchmal hinten anstellen, weil andere Projekte und Verpflichtungen Vorrang haben.
Die Moral von der Geschicht
Wenn Sie das nächste Mal eine Übersetzung benötigen, denken Sie daran, dass eine Übersetzung oft nicht von heute auf morgen möglich ist. Sprechen Sie frühzeitig mit dem Übersetzer oder der Übersetzerin Ihrer Wahl. Liegt Ihnen noch keine endgültige Version des zu übersetzenden Textes vor, dann helfen auch vorläufige Textversionen die Übersetzung vorzubereiten und den Aufwand einzuschätzen. So vermeiden Sie ungeplante Wartezeiten.
Dennoch, bei Übersetzungen gilt, was auch für andere maßgeschneiderte Angebote zutrifft: Das Warten lohnt sich!