Übersetzungsrecherche: Wo soll man nachschlagen?
Else Gellinek
- Februar 10, 2017
- 4 min read
- Tipps und Tricks für Kunden
Nicht alle Internetquellen sind gleich zuverlässig
Der mündige Kunde von heute recherchiert viel auf eigene Faust – und das ist gut so! Manchmal kommen Fragen zu meiner Wortwahl bei einer Übersetzung auf und dabei wird auf Quellen im Internet verwiesen. Auch das ist gut! Übersetzer wissen allerdings, dass nicht jeder Verwendungsnachweis für eine Übersetzung den gleichen Wert hat. Manche vermeintlich richtigen Übersetzungen in Online-Wörterbüchern locken Kunden ungewollt auf die falsche Fährte.
Beliebte Anlaufstellen, die mit Vorsicht zu genießen sind
Google Translate
Google Translate ist für Viele der Inbegriff der maschinellen Übersetzung und wird oft als erste Übersetzungshilfe verwendet. Aber wie funktioniert sie? Google Translate greift auf einen riesigen Textkorpus zu und nutzt ein komplexes neuronales Netzwerk, um anhand von bestehenden Übersetzungen in einem riesigen Korpus mit 103 Sprachen passende Übersetzungen zur Suchanfrage zu erstellen – teilweise aus Satz- oder sogar Wortfragmenten.
Angesichts der vielen Artikel, die die lustigsten Übersetzungsfehler auflisten, erstaunt es immer wieder, dass Google Translate weiterhin vertrauensvoll ohne weitere Kontrolle Verwendung findet. Auch wenn die Ergebnisse ständig verbessert werden, sollten Sie hier nur nach einer groben Orientierung suchen.
LEO und dict.cc
LEO und dict.cc sind beliebte Online-Wörterbücher, die Übersetzungen in mehrere Sprachrichtungen anbieten. Was oft übersehen wird, ist, dass diese Wörterbücher nicht von professionellen Redakteuren betreut werden. Stattdessen leben sie von Eingaben ihrer Nutzer. Neue Einträge und Forumsdiskussionen zu noch fehlenden Einträgen werden von wohlwollenden Laien vorangetrieben. Dadurch tummeln sich neben soliden Vorschlägen auch weniger brauchbare Formulierungen. Wie sollen Sie das als Nutzer unterscheiden können?
Treffer in diesen Wörterbüchern können nur als erster Hinweis dienen. Prüfen Sie auf jeden Fall nach, ob die gefundene Übersetzung auch außerhalb der Welt der Wörterbücher Verwendung findet.
Linguee
Lingee ist eine Korpussuchmaschine, die Nutzer gezielt nach Übersetzungen suchen lässt. Praktischerweise wird direkt zur Originalfundstelle verlinkt und die Übersetzung im Kontext angezeigt. Nutzer können nach einzelnen Wörtern sowie nach ganzen Phrasen suchen, was bei üblichen Online-Wörterbüchern nicht möglich ist.
Aber auch hier ist Vorsicht geboten, da neben korrekten Übersetzungen auch fehlerhafte angezeigt werden. Es obliegt dem Nutzer, den Unterschied zu erkennen und die bessere Variante zu wählen (oder zu durchschauen, dass keine der Vorschläge geeignet ist).
Gucken Sie bei den Suchergebnissen auf die Quelle. Finden Sie nur englische Übersetzungen, die von deutschen Unternehmen benutzt werden, dann muss Ihre Suche weitergehen.
Weniger komfortabel aber sinnvoller
Fachglossare
Sprache ist effizient! Wörter werden manchmal mehrfach verwendet: in einer Alltagsverwendung und spezifisch für fachsprachliche Bereiche. Allgemeine Wörterbücher bilden die vielen fachsprachlichen Verwendungen oft nicht ab, da das ihren Rahmen sprengen würde.
Glossare sind spezielle Vokabellisten, die für bestimmte Zwecke zusammengestellt werden und meistens gut recherchiert sind. Für Laien dürften Fachglossare allerdings eher schwierig zu finden sein. Schauen Sie mal bei Glossarissimo vorbei. Das ist eine Seite, die Links zu Glossaren und Wörterbüchern sammelt.
Einsprachige (Fach-)Wörterbücher
Übersetzer wissen, dass man keine Wörter übersetzt, sondern in einer anderen Sprache nach dem richtigen sprachlichen Konstrukt für ein bestimmtes Konzept sucht. Indem zweisprachige Wörterbücher saubere Listen mit Übersetzungen zu einem Wörterbucheintrag präsentieren, täuschen sie eine Gegenüberstellbarkeit von Wörtern der einen und der anderen Sprache vor, die nicht immer gegeben ist.
Wenn Sie meinen, dass Sie eine gute englische Übersetzung für ein bestimmtes Wort gefunden haben, können Sie zur Sicherheit in einem einsprachigen Englischwörterbuch nachschlagen, ob die Definition mit dem übereinstimmt, was Sie aussagen möchten. Noch besser ist es, Sie schlagen in einem Fachwörterbuch nach, z.B. einem für Finanzwesen, Elektrotechnik oder Jura.
Zweisprachige Webseiten als Kontrolle
Fundstellen auf den übersetzten Seiten Ihrer deutschen Mitbewerber sind nur bedingt aussagekräftig. Schließlich wollen Sie nicht mit Ihren Landsmännern, sondern mit Ihrer fremdsprachigen Zielgruppe auf Augenhöhe kommunizieren. Schauen Sie also auf die Seiten Ihrer Mitbewerber im Zielland, wie sie einen Sachverhalt ausdrucken. Wollen Sie also mit amerikanischen Firmen ins Geschäft kommen, dann sollten Sie auf den Seiten amerikanischer Mitbewerber mit einem ähnlichen Kundenprofil prüfen, wie sie etwas formulieren. Das ist immer die letzte Kontrolle: der muttersprachliche Gebrauch im Zielland.